Zweite Oktoberwoche 2018: Die letzten Ferien waren angesagt, ebson weitgehend trockenes mildes Wetter am Alpennordrand. Salzburg war schon lang auf unserer Liste und eigentlich schon das Ziel unserer Maiferien. Damals hatten wir wetterbedingt nach Slowenien umdisponiert, den berüchtigten “Salzburger Schnürlregen” wollten wir uns ersparen. Jetzt erstreckte sich gefühlt immer noch ein Hauch des Hitzesommers bis in den Herbst.
Chur – Salzburg, das kann man gut in einem Tag fahren, doch wir wollten die landschaftlich schöne “Hintere Gasse” über Arlberg und Karwendel nehmen, was einen Zwischenstop ratsam macht. So wählten wir als erstes Ziel Fall am Sylvensteinsee. Von der Arlbergautobahn führte die Fahrt über Seefeld und Mittenwald durch das wilde obere Isartal zum See.
Fall ist ein winziges Nest mit einer gewissen Bekanntheit durch Ganghofers “Jäger von Fall”. Der Platz für Wohnmobile am Ortsrand kostet schlanke 4 Euro für 24 Stunden und bietet WC und Ver-/Entsorgung. Die Lage der Stellflächen im Wald erinnert uns an kanadische Verhältnisse auch wenn natürlich die dortigen Feuerstellen fehlen. Landschaftlich kann die dünn besiedelte Regien ebenfalls durchaus mit Nordamerika verglichen werden – wir fühlen uns wohl. Urbayrisch präsentiert sich dann aber der kleine Ort und die Speisekarte der Restaurants. Am Abend hatte nur noch das Restaurant des Hotels offen. Ambiente und Essen waren in Ordnung. Nach einer ruhigen Nacht war etwas sportliche Aktivität vor dem späten Frühstück angesagt – mit dem Rad ging es ins wilde Bächental zur Jausenstation Aquilla. Ein idyllisches Fleckchen mit einem rustikalen Gasthof, welcher kurz nach der Grenze auf österreichischem Gebiet liegt.
Nach der Talfahrt und einem kurzen Abstecher zum Seeufer war dann Weiterfahrt nach Salzburg angesagt. Via Bad Tölz und die A8 erreichten wir den Stadtrand von Salzburg nach knapp zwei Stunden. In Salzburg ging dann aufgrund einer Tunnelsperrung erst einmal gar nichts. Geschlagene eineinhalb Stunden brauchten wir bis zum Stellplatz nördlich der Stadt.
Der Platz ist bestens augerüstet mit Rezeption, Duschen und WC. Die Anlage ist recht neu und grosszügig angelegt. Das Ambiente könnte man als etwas steril empfinden. Der Zweck des Platzes ist aber auch ein Stadtbesuch und nicht Camping auf dem Stellplatz. Direkt am Eingang hält denn auch der Bus 21, mit dem man in einer knappen Viertelstunde im Zentrum ist. Eben dieses Zentrum macht den Reiz von Salzburg aus. Wir waren zum ersten Mal in Salzburg und so war erst einmal die Orientierung und Erkundung angesagt. In der Altstadt westlich der Salzach tummeln sich ganze Heerscharen von Touristen in den Gassen. Bei einbrechender Dämmerung begannen wir die Suche nach einem Restaurant für das Abendessen. Im Restaurant Goldene Kugel fanden wir denn noch einen Platz, gebratener Kalbskopf und Gulasch waren sehr lecker und das Ambiente einem Wirtshaus entsprechend. Anschliessend spazierten wir durch die Neustadt östlich der Salzach, bevor uns der 21er wieder zum Stellplatz brachte.
Der folgende Montag erwachte mit klarem Himmel. Kaiserwetter. Heute war nochmals ein ganzer Tag in der Mozart- Stadt auf dem Plan, wir hatten noch eine Nacht auf dem Stellplatz verlängert. So mischten wir uns wiederum unter die Touristen und wollten mit der Seilbahn zur Festung Hohensalzburg. Da die Fahrt nur mit einem Eintritt in die Räumlichkeiten der Burganlage kombiniert möglich ist, nahmen wir den Mönchsberg, den Höhenzug mitten im Stadtgebiet, auf dem auch Hohensalzburg steht, zu Fuss in Angriff. Der Aufstieg wurde dann auch mit einem schönen Blick auf die Stadt belohnt. Weiter nördlich befindet sich innerhalb von alten Wehranlagen die Stadtalm, die eine wunderschöne Aussichtsterrasse mit Bewirtung bietet. Nach dem Abstieg flanierten wir noch durch weitere Altstadtgassen bevor wir im Restaurant Goldgasse gehobene und vorzügliche Küche geniessen konnten. Ein rundum gelungener Tag in der Stadt.
Mit dem Berchtesgadener Land verbinde ich einige Kindheitserinnerungen. In den 1970er und 80er Jahren verbrachte ich hier einige Male Sommer- oder Winterferien. Eine Auffrischung der Eindrücke war also langsam nötig. Schon die Fahrt von Salzburg zum Königsee liess einiges wieder zu Tage treten. Vorbei an Almbachklamm, Kugelmühle, Salzbergwerk und dem Bahnhof von Berchtesgaden kamen wir am Parkplatz Königsee an. Das Bergpanorama von Kehlstein, Hoher Göll und Jenner nach Osten und dem Watzmann-Massiv nach Süden präsentierte sich in schönsten Herbstfarben. Oski wurde im Wohnmobilbereich des Parkplatzes abgestellt und kurz darauf glitten wir mit einem der typischen Elektroboote über den See. Die Kapelle St. Bartholomä ist auch an diesem Oktoberdienstag ein Touristenmagnet. Im Gasthaus neben der bekannten Kapelle war der Biergarten gut besucht. Ein sonniges Plätzchen war dennoch zu finden und wir kehrten ein. Nach Germknödel und Frittatensuppe besuchten wir das Nationalparkhaus und spazierten eine Runde durch den Urwald am See. Eine wirklich eindrückliche Gegend, zumal bei diesem Wetter. Für die Rückfahrt hiess es anstehen. Nach einer guten halben Stunden konnten wir dann das Boot für die Rückfahrt besteigen und die Bergkulisse im flachen Sonnenschein nochmals bewundern.
Man hätte auf dem Parkplatz Königsee wohl auch übernachten können, aber angesichts der Strassen- und Tankstellennähe erschien uns der Standort wenig attraktiv. Eine Alternative wäre ein Parkplatz in der Nähe des Gasthaus Vorderbrand auf ca. 1000 m Höhe gewesen. Dieser war jedoch mit Baufahrzeugen und -material vollgestellt. Die Seilbahn zum Jennergipfel wird erneuert und hier ist quasi die Basis. Also wieder runter zum Gasthaus, dort war zum Glück ein relativ ebener Parkplatz frei. Ich habe dann im Wirtshaus die Chefin gefragt, ob ich ein Bier oder eine Apfelschorle bestellen kann, und ob wir im Fall eines Bieres auf dem hauseigenen Parkplatz übernachten dürfen. “Kein Problem”, war die Antwort…super, und vielen Dank! Essen war sehr lecker, der Gasthof ist auch kulinarisch eine Empfehlung.
An dieser Stelle sei angemerkt, dass die direkte Route von Königsee zum Vorderbrand sehr steil, kurvig und teilweise eng ist. Es gibt eine Breitenbeschränkung von 2.5 m und eine Höhenbeschränkung von 2.8 m. Die Zufahrt zum Gasthof ist aber über die Obersalzbergstrasse auf für grössere Wagen möglich.
Nach ruhiger Nacht wachten wir am Mittwoch mit Blick auf den Kehlstein auf und damit sei auch schon das Tagesziel genannt. Der Kehlstein ist bekannt als Aussichtspunkt, aber vor allem berühmt für das Kehlsteinhaus, welches Hitler 1938 bauen liess um seine Führungsriege und andere Gäste empfangen zu können. Der Bau thront prominent und weit sichtbar auf dem Fels. Es heisst, dass die Alliierten zum Kriegsende 400 Bomben auf den Obersalzberg abgeworfen haben. Keine hat das Haus getroffen und so diente es nach Kriegsende als Trophäe für die Siegermächte. Der Besuch im Kehlsteinhaus ist zwiespältig: Einerseits ist die Lage genauso spektakulär wie die Anreise mit Bus und Lift, andererseits ist es sehr voll und touristisch. Wohl dem, der das Haus an einem schönen Tag besuchen kann und sich auf der Terrasse bewirten lassen kann. Im Inneren des Hauses ist viel original erhalten, lediglich die Nazi-Symbole wurden entfernt. Es ist ein seltsames Gefühl, auf den Spuren des Nazi-Regimes zu wandeln. Das Ambiente wirkt klobig-klotzig und verströmt eine Art Kälte. Einfach ungut…
Nach dem landschaftlichen und geschichtlichen Exkurs war es Zeit, die Rückreise anzugehen. Als Ziel des Tages haben wir uns Mittenwald gesetzt, fahren also annähernd die gleiche Route zurück. Mit stau- und umleitungsbedingter Verzögerung trafen wir dann erst in der Abenddämmerung in Mittenwald ein. Auf einem Parkplatz an der Isar standen schon einige Wohnmobile, was auf einen belegten Stellplatz am Bahnhof schliessen liess. Somit stellten wir Oski gleich am Fluss ab und hatten etwas weiter zu laufen ins malerische Dorfzentrum. Sowohl die Lage, als auch das Ortsbild von Mittenwald sind wirklich schön und auf jeden Fall einen Besuch wert. Der Ort ist natürlich touristisch geprägt, hat aber viel Ursprünglichkeit behalten. Wir werden einen weiteren Besuch auf jeden Fall ins Auge fassen.
Die Rückfahrt am folgenden Tag verlief störungsfrei. Die Arlbergroute ist sicher etwas langsamer als die deutsche Autobahn, aber auch ungleich genussvoller zu fahren. Wer das Ziel schneller erreichen will, nimmt die 15 Kilometer durch den Tunnel für 10 Euro Maut. Der Pass ist aber auch keine Hürde. Am frühen Nachmittag erreichten wir die Homebase und Oski wurde sogleich für die nächste Aufgabe, den Besuch einer Ausstellung, vorbereitet. Die Tage im Voralpenland verliefen störungsfrei und wir haben unser mobiles Zuhause und dessen Flexibilität wiederum sehr genossen.
Übernachtungskosten in Euro:
Sylvensteinsee 4.- WC frei, Ver-/Entsorgung kostenpflichtig
Salzburg 2 x 19.- = 38.- all inclusive ohne Strom, Duschen unbeschränkt
Berchtesgaden 0.- Parkplatz beim Wirtshaus Vorderbrand ohne Infrastruktur
Mittenwald 5.- Parkplatz an der Isar ohne Infrastruktur