Thusis am Samstagnachmittag: Die Vorräte sind aufgefüllt und es kann weitergehen. Das nächste Ziel heisst Juf. Der kleine Ort auf 2126 m gilt als höchste ganzjährig bewohnte Siedlung der Alpen und liegt oberhalb der Baumgrenze zuhinterst im Avers. Winter und Kälte scheinen also garantiert…
Wir nehmen die Kantonsstrasse durch die wilde Viamala und machen am Besucherzentrum einen Stopp. Hier, wo im Sommer oft scharenweise Touristen unterwegs sind, herrscht jetzt Winterruhe – der Weg nach unten in die Schlucht ist geschlossen. An den Felswänden hängen riesige Eiszapfen und von unten ist ganz leicht das Rauschen des Hinterrheins zu vernehmen. Wir sind beeindruckt, machen Fotos und Videos, bevor es talaufwärts weitergeht.
Später folgt ein kurzer Abstecher durch Andeer, Silvio soll ja bei der Gelegenheit auch mal die schönen Dörfer durchfahren, statt nur vorbeizubrausen, und bald schon biegen wir ins tief verschneite Avers ein. Auch hier wirkt alles ganz anders als bei der Curtginatsch-Tour im Juli. Schnee und Eis decken die Landschaft dezent zu und verleihen dem Tal ein märchenhaftes Ambiente. Es gibt nur wenig Verkehr und die Strasse ist gut befahrbar.
In Avers-Cröt machen wir einen Halt und Kai lässt die Drohne hoch um unsere Bergfahrt auf den folgenden Serpentinen festzuhalten. Wir folgen dem Postauto in einigem Abstand die steile Geländestufe hoch und Kai macht tolle Bilder mit seiner Mavic.
Cresta, Am Bach, Juppa folgen. Lustige Ortsnamen hier im Avers. Vor Juppa erreichen wir die Waldgrenze: Die winterliche Landschaft könnte so auch in Skandinavien, Island, Nordalaska aussehen. Was für ein faszinierender Anblick: Weiss, soweit das Auge reicht. Auch die Strasse ist seit Cresta schneebedeckt, aber dank deutlichen Minusgraden genügend griffig fürs Oskis Allwetterschlappen. Dennoch zum Parkplatz des Skiliftes in Juppa, einem möglichen Stellplatz, wagen wir uns nicht – der Weg führt recht steil bergab und der Parkplatz ist vom Ambiente her auch nur zweite Wahl.
Also weiter- wir wollten ja schliesslich nach Juf! Weitere Kilometer mit Arktisfeeling folgen bis wir oben in Juf eintreffen. Der grosse Parkplatz seitlich der Strasse ist freigeräumt und leer. Zottl, Curly und Oski können sich breitmachen. Jetzt im späten Nachmittagslicht präsentiert sich die Gegend dramatisch, das Thermometer zeigt minus 8. Es wird fotografiert, gefilmt und Drohne geflogen. Wir richten die Kästen aus in die endgültige Parkposition.
Bei einsetzender Dämmerung machen wir dann Downtown Juf unsicher: Einige Ferienwohnungen, mehrere Höfe, eine Post mit Dorflädeli, ein Gasthof, ein öffentliches WC, das ist Juf. Nicht viel und doch faszinierend. Gefühlt am Ende der Welt, jedenfalls für uns Mitteleuropäer. Der Schnee knirscht unter den Sohlen, die Kälte kriecht langsam in die Kleider, wir begeben uns zurück vor die Tore des Ortes und schauen in die Simmung der blauen Stunde und dann kommt es wie es kommen muss: Hunger meldet sich.
Das Abendessen ist wiederum eine Gemeinschaftsproduktion. Kai macht Geschnetzteltes, Silvio schnippelt Gemüse, Jens macht die Pizokel. Ein Bündnergericht in Graubünden, das muss sein. Da stört auch der kleine Stilbruch beim Getränk nicht. So ein Jever schmeckt auf über 2000 Metern nochmals besser…
Der Abwasch erfolgt dank wieder aufgetauter Leitungen getrennt und wir verbringen dann einen weiteren lustigen Abend.
Direkt neben einer Strasse übernachten, das ist normalerweise eine Garantie für Ruhestörung in der Nacht und am Morgen. Nicht so in Juf: Ich habe bis 9 geschlafen und eigentlich hat mich nichts wirklich geweckt. Aber jetzt spüre ich Windgeräusche und ein leichtes Rütteln. Draussen sehe ich noch Reste blauen Himmels und immer mal waagerecht umherfliegenden Schnee. Ja, das sieht fast aus wie ein aufkommender Schneesturm. Schnell mal raus und nachgeschaut, was die anderen machen. “Schlotter”, ist das kalt mit dem Wind – wir machen ab zum Frühstück in der 5 Meter 40 kurzen Curly von Silvio und treffen uns dort einige Minuten später mit unseren Müslischalen. Auch mal interessant, wie die Kasten-Ausbauer den fehlenden Meter Länge zu Oski und Zottl kompensieren: Bett, Bad, Sitzgruppe – überall einige Zentimeter weggenommen, dann passt auch alles in einen 540er. Einzig die Sitzbank ist definitiv nicht Jens-tauglich.
Nach dem ausgedehnten Frühstück kommt langsam Aufbruchstimmung. Silvio und Kai haben noch einige Kilometer bis nach Hause. Kurz nach 1 brechen wir auf und verlassen bei fast null Sicht auf den ersten Metern, also einem waschechten Whiteout, diesen eindrücklichen Ort und rollen zurück ins Tal. Wieder mal ein tolles Wochenende, das wir mit den Kästen erlebt haben, denke ich während es gutgelaunt abwärts geht…
Manche Bilder sind mal wieder unglaublich!! Epische Stimmung und Wendemanöver von oben sind wirklich umwerfend! Wie ich euch für den Schnee beneide. Grüße aus einem schon frühlingswarmen Athen!
Freut mich, dass es dir gefallen hat. So eine Abendstimmung bleibt einem für immer. War ein genialer Moment bei -8 Grad. Grüsse aus den Bergen, Jens
Hallo Jens,
oh man..war ein cooler Trip, gerade nochmal erlebt dank Deines Blogs. Danke dafür, sehr schön zu lesen. Freu mich auf das nächste Reisli! 🙂
Viele Grüsse.
Kai
Ja Kai. Cool in mehrfacher Hinsicht 😉
Die Abendstimmung in Juf war ein genialer Moment, der bleibt für immer.
Grüsse, Jens
Hallo Jens, Du hast Dich ja doch auf die Sitzbank gezwängt, das wusste ich beim Kommentieren auf youtube noch nicht! Es ist aber auch wirklich eng, da hätte ich gegen Ende des Winters noch erheblich mehr klaustrophobische Gefühle. Du wirst es wohl kaum für möglich halten, aber in meinem derzeitigen, noch kürzeren Kasten ist das deutlich besser gelöst, möglicherweise ist da sogar mehr Raum in der Dinette als in Oski und Zottl…Liebe Grüße, Joachim
Ja das war richtig gefährlich, ging aber dann doch ohne Werkzeug und bleibende Schäden. Also Silvios Kasten wäre nicht der richtige, das habe ich gelernt. Grüsse, Jens
Hallo Jens
Es war ein sehr schönes und interessantes Wochenende weiter so
Grüße Jutta
Danke Jutta! Es geht weiter, versprochen. Grüsse, Jens
Wow Jens, super dass ich an dem eindrucksvollen Wochenende teilhaben durfte. Wahrlich fährt man leider allzu oft an den schönsten Dörfern vorbei. Nun, der Anfang ist gemacht, öfters Umwege zu fahren. Mögen hoffentlich noch mehr gemeinsame Touren folgen. Es macht mir eine Menge Freude mit euch zu reisen. Danke. Bis bald Silvio
Danke Silvio! Das hat einfach super gepasst mit uns dreien. Und die Umwege lohnen sich in der Tat. Einfach mal links oder rechts abbiegen und die Welt sieht ganz anders aus. Viel Spass weiterhin mit der Curly. Grüsse, Jens