Wie oft bin ich in meinem Leben die A5 hoch- oder runtergebrettert, ohne links oder rechts abzubiegen, ohne haltzumachen. In den späten 90ern habe ch zum ersten Mal den Schwarzwald besucht, später zog meine Familie dorthin, Breisgau, Südschwarzwald wurden mir vertrauter und das Elsass kam auch dazu. Weiter nördlich blieb alles beim alten, ausser dass ich die A5 nur noch seltenst benutzte.
Jetzt gab es endlich mal einen Anlass, einen grossen weissen Fleck auf meiner persönlichen Deutschlandkarte zu beseitigen, dazu muss ich etwas ausholen: Kai hatte Geburtstag, also nicht der Kai von TravelCampingLiving, sondern einer den er kennt, aber ich noch nicht und der auch seit einigen Monaten einen Kastenwagen fährt. Eben dieser Kai wurde von seiner Diana am Jubeltag sowas von überrascht…dachte es gibt ein nettes Geburtstags-Camping-Wochenende irgendwo im grünen. Dass das Wochenende keine hundert Meter weiter schon seinen Zielort fand, hätte er wohl nicht gedacht. Dass zig Camper aus nah und fern anreisen um ihn sprachlos zu machen, auch nicht. Ich gebe zu, sein Gesicht hätte ich sehen wollen, als er in seiner Heimat ahnungslos an unseren Autos vorbeifuhr…
Somit war Dittweiler in der Pfalz das Ziel des viertägigen Trips. Donnerstagmittag geht es los: Zürich – Basel – A5 bis Baden-Baden. 8° grauer Himmel in den Voralpen, Es läuft nur schleppend am Zürichsee. 30 Minuten länger als normal bis Züri. Dann ist die Bahn irgendwann wieder frei. Mit jedem Meter nach Nordwesten bessert sich das Wetter, kurz nach der Grenze erste Sonnenstrahlen und ab Freiburg definitiv ein schöner Tag und zweistellige Temperaturen. Auf der A5 ist gut Verkehr, mit 100 an den endlosen Lastwagenschlangen vorbei geht es voran nach Norden. Aus heiterem Himmel steht die ganze Kolonne kurz vor Baden-Baden plötzlich. 200 m Schrittempo, dann nix mehr. Gute 70 Minuten bewegt sich Oski keinen Zentimeter. Ok, dann geh ich mal aufs Klo. Ach, sogar ein Stau verbringt sich im Camper einfach entspannter. Irgendwann geht es dann so unmittelbar wieder weiter, wie der Stau begonnen hatte. Aus dem Stand auf 100 und es läuft wieder.
Zwischen Baden-Württemberg und der Pfalz liegt der Rhein und da muss man drüber. Kann man mit einer Brückenüberfahrt machen, oder man nimmt die Fähre. Das eine ist schnell und bedeutet einen Umweg, das andere bedeutet eine gewisse Wartezeit, kostet 6 Euro und ist der direkte Weg, Mini-Kreuzfahrt inklusive. Also Rheinfähre bei Neuburg genommen, das Abendlicht und die Fahrt über den breiten Fluss genossen und entspannt. Hat was entschleunigendes, so eine Fährfahrt: Kurz aussteigen, Fotos machen, Obolus entrichten, ein paar Worte wechseln und schon ist man drüben.
Der erste Übernachtungsplatz der Tour ist ein Parkplatz direkt am Rhein. Schiffli gucken inklusive. Ich bin erster, setze den Risotto an, Kai folgt kurz später, ein weiterer Kastenfahrer, Stefan aus Nordhessen, braucht noch etwas. Irgendwann ist der Dreiertrupp beisammen, Beine vertreten und dann gibts Essen. Safranrisotto, Tessiner Bratwurst, Buletten aus Kais Hackfleisch, mmmhhh… Und der Abend verläuft mit entspannten Kastengesprächen bevor es in die Heckabteile geht.
Freitag: Tagesziel ist die Geburtstagsparty am späten Nachmittag, ca. 130 km entfernt vom Rheinufer. Somit gehen wir es entspannt an. Frühstücken draussen im Stehen, gucken Schiffe, lassen die Drohnen in den blauen Himmel und Kai backt noch einen Omnia-Schokokuchen für Kai. Ich habe noch einen Termin: Ein Paket muss bis 12.30 h aufgegeben werden, dazu führt der Weg zuerst mal nach Büchelberg, einem Ort mitten im Wald auf der Westseite des Rheins. Ich fahre allein los, wir treffen uns dann in Büchelberg wieder. Paket abgegeben und bis die anderen zwei kommen, lass ich vom Friedhofparkplatz noch schnell Sparky hoch. Ganz nette Gegend, hier könnte man auch mal freistehen…
Stefan und Kai sind schnell da und wir nehmen die Route durch den Pfälzerwald. Dort gibt es noch was zu sehen… Doch zuerst mal durch die Rheinebene, Wald und Feld wechseln sich ab, über kleine hübsche Dörfer geht die Route, es wird etwas hügeliger, Rebhänge kommen dazu, dann erreichen wir Bad Bergzabern. Nach dem kleinen Kurort ändert sich die Landschaft unmittelbar. Die Strasse führt in ein bewaldetes Tal, links und rechts geht es gut aufwärts, das ist er also, der Pfälzerwald. Er bildet sozusagen die nördliche Fortsetzung der Vogesen und ist eines der grössten Waldgebiete in Deutschland. Das merken wir: Die Strasse ist kurvig, es geht auf und ab, nur wenige Dörfer liegen auf der Route und diese schmiegen sich in die Täler inmitten der dicht bewachsenen Hänge..
Das Zwischenziel heisst Dahn im gleichnamigen Felsenland. In der Dahner Gegend gibt es zahlreiche rote Sandsteinformationen, die teils sehr prägnant aus dem Boden ragen. Am Ortsrand von Dahn sitzt auf einem solchen Fels noch eine Burg, genauer sind es eigentlich drei, die nacheinander nebeneinander gebaut wurden. Und da wollen wir hin. Und so geht es aus dem Ort raus eine schmale Strasse hoch zu einem Waldparkplatz. Aus dem Wald heraus sind die Ruinen nur zu erahnen. Kurzer Fussmarsch bergauf und wir staunen wirklich. Die Burgruinen wirken wie ein grosser Abenteuerspielplatz, wie sie auf den Felsen thronen und mit ihnen wie verwachsen erscheinen. Wir erkunden die Burg zu Fuss und mit den Drohnen aus der Luft. Sehr beeindruckend, dieses Bauwerk.
Die Zeit läuft, somit fahren wir weiter durch die Pfalz, nehmen die B10 an Pirmasens vorbei. Ein Stück Autobahn, etwas Landstrasse und wir treffen in Dittweiler ein. Vor dem Bürgerhaus befindet sich eine grössere Fläche, die sowohl als Parkplatz, als auch für Ballspiel genutzt wird. Dazu einen Weiher mit Spielplatz und Bänken in einer Grünanlage. Für ein Wochenende ist dieser Platz unser Zuhause, Dittweiler hat nun sozusagen einen temporären Wohnmobilstellplatz. Wir sind die ersten – nach und treffen weitere Wohnmobile ein – Acky kommt nach einer Panne mit seinem gemieteten Chausson als deutlich letzter an – schliesslich stehen sieben Kästen und ein Teilintegrierter auf dem Platz. Überraschung gelungen, es wird ein schönes Fest mit vielen netten Leuten und wir feiern bis weit in den Samstagmorgen.
Am Samstag gibt es eine winterliche Überraschung, es schneit leicht. Dazu ein böiger frischer Nordostwind. Ideal für ein ausgiebiges Frühstück im Jugendraum des Bürgerhauses. Nachmittags lockert es auf, die Sonne zeigt sich zeitweise und Kai zeigt uns die Umgebung des Ortes auf dem Kirschenlandweg. Um das Dorf herum stehen wirklich viele, für den Weg namensgebende Kirschbäume in voller Blüte. 12 Kilometer über Wiesen und durch Wälder später sind wir wieder im Jugendraum. Jetzt ist Kais Omnia-Schokokuchen dran, den haben wir uns verdient. Abendessen kommt von Chinesen, wir fühlen uns bestens umsorgt und geniessen den deutlich kürzeren Abend in geselliger Runde.
Sonntag ist die Rückreise angesagt, aber nicht ohne ein erneutes ausgiebiges Frühstück. Kurz nach Mittag geht es dann los, in alle Himmelsrichtungen verlassen die Camper Dittweiler. Kai, Acky und ich nehmen die A6 bis zum Rhein und dann die A5 Richtung Süden. Die A6 fährt sich gut an diesem sonnigen Sonntag, der Abschnitt durch den Pfälzerwald erinnert leicht an eine Achterbahn, es geht auf und ab. Wir drei nach Süden strebenden verabschieden uns kurz vor Freiburg mit einem Kaffee bevor jeder seines Weges zieht.
Die Heimfahrt nach Graubünden endet schliesslich im Schneeregen aber sonst ohne Störungen. Tolle Gegend erkundet, supernette Menschen kennengelernt und fürstlich gelebt, so soll es sein! Danke Diana und Kai und allen anderen Mitwirkenden für die Gastfreundschaft und das gelungene Wochenende…