Über die Anden nach Mendoza

21.12.2019: Nach dem Stadtleben in Santiago steht heute eine echte Bergprüfung an. Der Paso de la Cumbre bildet den Passübergang vom chilenischen Los Andes ins argentiniche Mendoza.

Zuvor müssen wir Santiago um 90 Grad umrunden, um auf die Autobahn nach Norden zu gelangen. Bei Los Andes gelangen wir auf die Ruta 60, die geradewegs nach Osten in die Anden führt. Das Tal ist eng und auf beiden Seiten geht es schroff den Berg hoch. Einiges an Verkehr, der vor allem aus Lastwagen besteht, läuft durch die kleinen Dörfer im Talboden. Die Route ist definitiv eine Hauptverkehrsachse. So überholen wir bei jeder Gelegenheit die langsamen Laster. Bei El Juncal verzweigt sich das Tal und wir erreichen einen ersten Leckerbissen: In 19 Kehren gewinnt hier die Strasse Höhe an einem Berghang und die meisten liegen direkt übereinander. Ein Spass zum Fahren und oben angekommen ein Schauspiel zum Betrachten, wie der Verkehr den Berg erklimmt, eingerahmt von den beeindruckenden Bergen. Nach dem Fotostopp geht die Fahrt weiter berauf – wir kommen über 2000 Meter in weiteren Schleifen. Es folgt die verlassene ehemalige chilenische Zollstation und wir steuern auf die 3000er Marke zu. Oski schnauft jetzt doch etwas…

Seit ich mich mit unserer Reise befasse und auf Google Maps die Regionen erkunde, fasziniert mich der Paso de la Cumbre. Und damit meine ich nicht den Scheiteltunnel, der die Anden auf 3200 Metern über Meer durchquert, sondern den eigentlichen Pass, der heute nur noch eine Nebenstrecke ist. Die Reiseleitung hatte uns wegen Frontantrieb und nicht abschätzbaren Strassenzustands abgeraten, diese Route zu nehmen. Etwas Sturheit und Mut zum Risiko braucht es dann auch, die gut ausgebaute 60 zu verlassen und auf die E-773 abzubiegen, die uns sogleich mit grobem Schotter empfängt. Aber ich verwirkliche meinen Traum und fahre die holprige, enge, steile und mit Steinen gespickte Piste, die in unzähligen Kehren auf den Pass führt. Eine Herausforderung für Mensch und Maschine. Immer wieder müssen wir anhalten und Steine beiseite räumen. Das Anfahren immer eine Herausforderung, ebenso manche steile Kehre. Oski im Grenzbereich – definitiv.

Eine knappe Stunde später haben wir 8.5 Kilometer und 800 Höhenmeter geschafft und stehen allein vor der Statue Cristo Redentor de los Andes und den ehemaligen Grenzgebäuden auf dem Pass.Den Blick aus 3834 Metern auf unfassbare Berge, wie den Aconcagua, den höchsten Berg der Anden in einer unfassbaren Landschaft. Alles richtig gemacht. Wie wir erst am Abend erfahren sollten, waren wir die einzigen aus der Gruppe, die diesem Weg gewählt haben…

So verbringen wir die Zeit weitgehend allein auf dem windigen Grat, machen Rast und ich verliere danach meine Drohne Sparky im Abwind der argentinischen Passseite. Der starke Wind und die dünne Luft waren zuviel für die kleine DJI und meine Suche im rutschigen Berghang erfolglos. Leicht frustriert fahren wir die besser ausgebauten Kehren auf der argentinischen Seite hinunter mit Blick auf die unerreichbare Drohnenruhestätte.

Schnell lenkt die grandiose Landschaft vom Verlust ab. Wir erreichen einen weiteren Aussichtspunkt mit Aconcaguablick, bevor wir in die unübersichtliche Grenzstation beider Staaten einfahren. Uns fehlt der Stempel, den man normalerweise am Tunnelausgang bekommt. Offensichtlich rechnet man gar nicht damit, dass jemand den Pass zur Grenzüberquerung benutzt. Dank dem anwesenden Assistent der Reiseleitung klärt sich das aber schnell und wir können in Argentinien einchecken. Talabwärte durchfahren wir eine farbenfrohe Landschaft, bestaunen die Ruinen und die Naturbrücke von Puente del Inca und erreichen das verschlafene Städtchen Uspallata, hier ist Siesta, der Supermarkt erst abends um 17 Uhr wieder offen.

Also fahren wir weiter im Tal des Mendoza in Richtung der gleichnamigen Stadt. Am späten Nachmittag kommen wir aus den Bergen in die flache Gegend um die Stadt Mendoza mit ihren ausgedehnten Weinfeldern. Kurz vor der Stadt liegt schliesslich der Campingplatz für die kommenden zwei Nächte. Ein intensiver Tag mit 380 abwechslungsreichen Kilometern und unzähligen Eindrücken geht zu Ende…

2 Kommentare Gib deinen ab

  1. Joachim H. (johebo) sagt:

    Tja, Jens, manchmal zahlt sich sie Kombination aus (Sturheit würde ich es nicht nennen) eigenem Willen und einem gewissen Mut zum Risiko eben aus! Der Lohn sind unvergessliche Eindrücke und ebensolche Bilder…

    1. vanamericana sagt:

      Ja,Joachim, diese Sturheit hat sich definitiv gelohnt. Eine Etappe die ich jedem empfehlen würde…

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