Sandsturm zu Weihnachten

Irgendwann nach Mitternacht neigte sich unsere Feier dem Ende. Unter sternenklarem Himmel begeben wir uns in die Autos, die die Tageshitze immer noch gut gespeichert haben. Devise: Fenster auf, lüften und die Innentemperatur etwas runterbringen. Trotzdem schlafen wir nicht ganz ohne Schweisstropfen ein…

Irgendwann in der Nacht werde ich wach. Draussen heult der Wind, Oski wackelt und ich haben einen seltsamen Geschmack auf der Zunge – irgendwie schmeckt es nach Stein! Blick aus dem Fenster und ich sehe nichts. Dann ein Licht in einer Art Nebelschwaden ??? Begebe mich nach vorn, Scheinwerfer an und dann weiss ich es: Wir stehen mitten in einem Sandsturm! Ok, ratzfatz die Fenster zu, Lüftung auf Umluft und hoffen, dass nicht schon Sand in Oski eingedrungen ist. Die Temperatur immer noch heiss, macht es bei geschlossener Büchse auch nicht besser. Irgendwann schlafe ich wieder ein. Alice bekommt von allem nix mit, schläft wie ein Stein, haha, die hats gut…

Am Morgen stellt sich heraus, dass meine Sorge nicht unbegründet war: Ein feine rote Tönung ziert das Innere komplett. Aussen ist Oski staubig und an verschiedenen Stellen schon fast ein Sandhaufen. Viele sind schon am Putzen. Die die mit offenen Fenstern geschlafen haben besonders intensiv. Ja so ein Sandsturm gehörte bei vielen noch nicht zu den Lebenserfahrungen. Jetzt schon.

Nach der Putzaktion geht die Reise weiter: Tagesziel ist das Basecamp vor dem Agua Negra Pass. Entfernung etwas über 300 km. Es gibt zwei Routen. Zurück und am Valle de la Luna vorbei oder die Nordroute, die über den Ort Villa Unión deutlich weniger kurvenreich verläuft. Zudem gibt es dort eine Tankstelle von YPF. Das Wetter ist weiterhin grau und trüb. Der Staub ist fühlbar in der Luft und wir ziehen auch auf Asphalt eine ordentliche Staubfahne hinter uns her. Es geht zügig voran auf der kerzengeraden Strasse. An der Tankstelle gibt es auch gutes WLAN und wir können die Weihnachtsgrüsse versenden.

Nachher führt die Route wieder südwestlich durch wüstenartige Landschaft zur linken und dein Vorgebirge der Anden zur rechten. Dieses überqueren wir dann auch bei Villa Mercedes, wo wir auch auf die Südroute treffen. Eine fruchtbare Gegend löst dann die Wüste ab, kurz darauf führt die Route wieder kurvenreich durch das wilde Tal des Rio Jachal. Hier lassen wir auch die Staubwolken hinter uns – die Sonne scheint jetzt zwar noch milchig aber der Eindruck ist sehr viel freundlicher. Kurz darauf erreichen wir einen türkisblauen See, der in der trockenen Region wie ein Fremdkörper wirkt.

Vom See aus passierten wir noch zwei Oasenartige Dörfer, bevor wir nach der Zollstation über endlose Kiesflächen mit fast unmerklicher Steigung den Fuss der Anden erreichten. Das Phänomen, dass man die Steigung optisch nicht wahrnimmt, sondern nur an nachlassender Motorkraft, sollte uns im weiteren Verlauf der Tour noch öfters begegnen. Das “Basecamp” für den Agua Negra Pass lag auf fast 3000 Meter über Meer.

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