Dem Filter im Auspufftrakt eines jeden modernen Dieselkraftfahrzeugs – nachfolgend als DPF bezeichnet – ist bei einer Reise wie der Panamericana aus mehreren Gründen besondere Beachtung zu schenken.
Als erster Punkt sei die Qualität des Diesels genannt. Ein hoher Schwefelgehalt verursacht eine schnellere Verstopfung des DPF. Die UNEP veröffentlich von Zeit zu Zeit Karten, in welchem Land mit welchem Schwefelgehalt zu rechnen ist. Letztes Update März 2017. PDF durch Klick auf die Karte…

Generell schneiden viele süd- und mittelamerikanische Staaten hier schlecht ab. Das Tanken an grossen Tankstellen mit nationalem Netz könnte hier Abhilfe schaffen. Dies auch bei den weiteren Faktoren, wie grundsätzlicher Verunreinigung und Wassergehalt im Kraftstoff. Zusätzliche Filter und Wasserabscheider würden hier wohl eine zusätzliche Sicherheit bringen.
Der zweite kritische Punkt ist der Aufenthalt in den Anden: Der höchste Pass der Reise liegt auf fast 5000 Metern über Meer. In Chile, Bolivien, Peru und Ecuador führt die Reise längere Zeit durch Regionen mit über 3000 bis 4000 Metern Höhe. Der geringe Sauerstoffgehalt verschlechtert die Verbrennung. Russpartikel nehmen zu, Abgastemperaturen sinken.
Ich habe dazu Auskünfte von mehreren Personen eingeholt. In den vergangenen Jahren gab es mit zugesetzten DPF immer wieder Probleme. Dies in erster Linie mit Mobilen auf Mercedes Sprinter-Basis, aber auch bei Fiat Ducato. Eine flotte Fahrweise und höhere Drehzahlen wirken dem Zusetzen entgegen. Auch moderne Motoren mit höherem Wirkungsgrad seien durch ihre effizientere Verbrennung weniger anfällig.
Zu Citroen, insbesondere mit den 2.0 Hdi-Motoren gibt es auf solchen Reisen
noch keine mir bekannten Erfahrungswerte. Aber in Chile gibt es den Jumper mit identischer Motorisierung, was durchaus beruhigt. Insgesamt jede Menge Halbwissen und kaum oder keine Praxiserfahrung.
Von Citroen Schweiz habe ich nicht mal Antwort bekommen – kein Interesse oder Mail irgendwo versickert? Ich weiss es nicht.
Der hiesige Händler will von unserer Tour auch nix wissen, meint nur “falsches Fahrzeug”. Ich schiebe das auf eine Mischung aus Desinteresse und Unwissen. Habe Oski halt nicht bei ihm gekauft.
Bleibt der Clever-Händler und der hat uns recht gut unterstützt.
Aus heutiger Sicht werden wir folgendermassen vorgehen:
– Tank immer füllen in Ländern mit “gutem Diesel”
– grosse Markentankstellen wählen und jede solche Gelegenheit wahrnehmen
– mindestens einen Gang runterschalten = mehr Temperatur im Abgas
– genug AdBlue mitnehmen
Die Reiseleitung hat zumindest ein Diagnosegerät dabei. Wenn der DPF in den Anden zu ist, hilft nur Ausbauen (lassen) und das Steuergerät anpassen. Zudem ist Citroen in überraschend vielen Ländern unserer Reiseroute mit dem aktuellen Jumper präsent. Mögen die Motoren auch andere, bzw. ältere Bauarten sein – viele Ersatzteile dürften einigermassen verfügbar sein.
Update 06/2020:
In Argentinien, Chile und auch Peru muss man sich keine Sorgen wegen der Dieselqualität machen. Diese steht dem europäischen Diesel kaum nach, sofern man in Argentinien den Premium Diesel wählt und in allen Ländern grosse Markentankstellen.
Der Jumper hat die Anden mit eingebautem DPF und AdBlue anstandslos überwunden. Wir sind auf 4753 m hochgefahren, haben einen weiteren Pass mit 4650 Metern überwunden und sind wochenlang auf 3000 bis 4000 Metern gewesen. Ich haben die Fahrweise angepasst und dem Motor zwischen 2000 und 3000 Touren gefahren. Es kamen keine Rauchwolken aus dem Auspuff und der DPF hat sich nicht zugesetzt. Spürbar ist allerdings ein deutlicher Leistungsverlust in grosser Höhe.
Nach dem ersten Tanken in Ecuador hatten wir schon kurz darauf eine Störung. P2084, P2448 und P0426 zeigte unser Diagnosegerät an. Der Motor fällt in den Notlauf und das Auto wird bergauf zur Schnecke. Diese Fehler konnte ich jeweils löschen und dann normal weiterfahren. Sie tauchten manchmal öfter, oder auch nur gelegentlich auf und dies bis nach Costa Rica. Die von unseren Händler vermuteten Fehlerquellen erwiesen sich durchweg als völlig in Ordnung. Die Citroen Werkstatt in San José / Costa Rica ordnete die Störungen einzig dem hier verwendeten Diesel zu. Durch angepasste ruhige Fahrweise mit Teillast und dafür höherer Drehzahl liess sich die Häufigkeit minimieren. Auch Pässe von 3400 m Höhe konnten schliesslich wieder teilweise ohne Fehler bezwungen werden.
Update 03/2021:
Die Fehlermeldungen erforderten schliesslich den Austausch des Temperatursensors vor dem DPF. Der Sensor gab zeitweise falsche Messwerte an das Steuergerät, was dieses dazu veranlasste, den Notlauf einzuleiten. Die Fehlermeldungen begleiteten uns bis November 2020 in verschiedensten Situationen. Manchmals mehrere pro Tag, oft auch tagelang keine. Ob der Sensor unter der anderen/schlechteren Dieselqualität diesen Fehler entwickelte, lässt sich leider nicht im Nachgang feststellen.