Der Höhepunkt der Reise

Der Titel dieses Blogs klingt eindeutig, ist es aber nur in geografischer Hinsicht: 4780 Meter über Meer! Höher kamen wir mit Oski und auch selbst nie mehr. Die tatsächliche Höhe ist nicht ganz klar. Das schon einige Jahre alte Schild auf argentinischer Seite sagt 4753 Meter. Wikipedia sagt 4780, andere Quellen irgendwas dazwischen.

Natürlich gehört diese Etappe vom Basecamp in Argentinien über den Agua Negra bis ins chilenische Vicuña auf 600 Metern sicher zu den drei beeindruckensten Etappen der ganzen Reise. Ein Farbenrausch, ein Fest für die Sinne, das mag es beschreiben. Und das verbunden mit der beeindruckenden Summe an Höhenmetern und einer teils abenteuerlichen Piste. Ihr merkt, es hat uns tief beeindruckt.

Wir starten früh um kurz nach sechs. Vorteil: Man fährt in den Sonnenaufgang. Die Grenzposten sind noch zu, es gibt keinen Gegenverkehr. Knapp 50 Kilometer sind es zur Passhöhe. Die zuerst noch asphaltierte und gut ausgebaute Strasse wird nach einigen Kilometern zur Schotterpiste. Die rumpelt nicht zu stark, ist recht breit und auch nicht sehr steil. Oski läuft und macht Höhenmeter für Höhenmeter. Schon kurz darauf taucht die Morgensonne die Berge in ein unvergleichliches Licht, das ich so nie vorher oder nachher auch nur ansatzweise erlebt habe, lassen wir hier mal die Bilder sprechen:

Zuviel versprochen? Natürlich nicht…aber es geht noch weiter. Irgendwann haben wir die 4000, 4100, 4200 und so weiter. Wir passieren ein Tunnelprojekt im Dornröschenschlaf, das wenige Wasser an der Oberfläche ist gefroren, dann kommt auf fast 4500 Metern der Einstieg in den letzten Berghang in einer Kehre. Und eine weitere Showeinlage kommt in Sicht: Büsserschneefelder! Der Schnee des Winters schmilzt unregelmässig ab und hinterlässt das, was ihr in den folgenden Bildern seht:

Ich finde: Nicht schlecht, ganz und gar nicht…
Einige der grösseren Mobile bekommen Atemnot, gehen in Notlauf. Zum Glück haben wir das passende Abschleppfahrzeug dabei. Die Landschaft weitet sich jetzt, schöne Tiefblicke und Aussichten auf die umliegenden Berge, die allesamt deutlich über 5000 m hoch sind. Dazu eine Landschaft, die erst viele Tage später noch in ihrer Kargheit übertroffen wurde.

Wie fährt sich das mit einem Zweiliter-Diesel? Ich sage es mal so – zum Glück konnte man auf der Piste eh nicht schneller als Tempo 30 bis 40 fahren… :-))) Der dritte Gang kam erst ganz oben, wo es fast flach wurde, wieder zum Einsatz. Gefühlt bleibt mindestens die Hälfte der PS weg. Aber es geht. So schnaufte Oski anstands- und kraftlos bis zur Passhöhe. Mein Vorhaben, einmal auf 5000 m zu kommen, habe ich schnell vertagt. Dem menschlichen Herz ergeht es ähnlich wie dem Oskiherz. Schuhe binden strengt schon an, leicht bergauf – auf 4800 war ich wohl – geht gerade noch. Man müsste sich deutlich länger akklimatisieren. So gab es einen kurzen Spaziergang durch eine faszinierende Landschaft, einige Versuche im Oski, einen Snack und dann folgte ein weiterer Farbenrausch.

Am Stausee La Laguna wurde die Schotterpiste wieder zu einer guten Asphaltstrasse, die uns zur chilenischen Grenzstation brachte. Hier nahm man es genau, das Auto wurde auch innen begutachtet. Dann führte die Route weiter durch das tiefeingeschnittene Tal des nur an wenigen Stellen Wasser führenden Rio Turbio. Mit Wasser hat auch eine ungute Entwicklung zu tun: Privatisiert man dieses, wird das Nass tatsächlich kostbar und zwar so, dass es sich die Winzer nicht mehr leisten können. Die verdorrten Rebstöcke sind die traurigen Zeugen.

Vicuña heisst die Kleinstadt am Westhang der Anden. Am Tagesziel beziehen wir einen engen, mauergesäumten Hof. Sicherheit geht vor. Das Einparken gleicht einem Puzzle. In einem Hotel gibt es Abendessen und einen leckeren Pisco auf der Dachterasse. Ein abendlicher Spaziergang rundet einen eindrucksvollen – das Wort passt hier perfekt – Tag ab.

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